SCHRANKENSTÖRUNGEN SIND VON EINEM GLIOM-PROGRESS ABZUGRENZEN

Eine Lanze für die interdisziplinäre Zusammenarbeit, um radiogene Schrankenstörungen bei Gliomen richtig zu diagnostizieren, brechen heute Dr. Tanja Eichkorn und Dr. Laila König vom Universitätsklinikum Heidelberg. Dabei liegt ihnen besonders das Wohl der Patienten am Herzen. Eine Missinterpretation der Schrankenstörung als Tumorprogress kann für sie schwerwiegende Folgen haben, wie Eichkorn und König anhand aktueller Daten aufzeigen.

Die Auswertung der Daten von 100 Gliom-Patienten WHO °I-III, die zwischen 2010–2021 eine primäre zerebrale Radiotherapie mit Photonen oder Protonen erhielten und eine Schrankenstörung entwickelten, demonstriert, wie nützlich es ist, wenn Radioonkologen sich gut mit dem Thema auskennen. Bei Revision der Befunde stellte sich retrospektiv heraus, dass bei einigen Fällen eine Missinterpretation der Schrankenstörung als Tumorwachstum dazu führte, dass eine tumorspezifische Therapie unnötigerweise eingeleitet wurde. Im Rahmen der tumorspezifischen Therapie vergrößerten sich in bis zu 86% der Fälle die Schrankenstörungen, bei gleichzeitiger Zunahme der klinischen Toxizität bei 25% der Patienten. Im Median traten radiogene Schrankenstörungen erstmals nach 17 Monaten auf. 60% der Patienten hatten dadurch keine Symptome. Eine Behandlung mit Dexamethason oder Bevacizumab reduzierte wiederum in 83% der Fälle die Größe und klinische Toxizität der Schrankenstörungen.