Radioonkologie: Innovativ, vernetzt, zukunftsfähig

Die Strahlentherapie als unverzichtbare Säule der Onkologie ist heute eine der attraktivsten medizinischen Fachrichtungen, die vielen, dem Zeitgeist entsprechenden Ansprüchen der jungen Ärztegeneration gerecht wird. Das klinisch weit gefächerte und innovative Fach ist eng mit der technischen und naturwissenschaftlichen Entwicklung in der Medizin verknüpft. Geprägt durch Interdisziplinarität und Teamwork sind Radioonkologen hochgradig vernetzt. Die Arbeitsabläufe im klinischen Setting kommen den Bedürfnissen nach unkonventioneller Arbeitsorganisation, Work-Life-Balance und sozialen Kontakten wie in nur wenigen anderen Bereichen des Medizinbetriebs entgegen.

Kaum eine andere medizinische Fachrichtung verbindet technische Innovation, Biologie, Arbeit mit dem Patienten und die Bedürfnisse junger Menschen in der modernen Arbeitswelt so ideal wie die Radioonkologie. Diese Attraktivität ergibt sich einerseits aus verschiedenen Komponenten, die die Strahlentherapie charakterisieren – vielseitige Ausbildung, technische Ausstattung, interdisziplinäre Ausrichtung, starke Vernetzung −, und andererseits aus den Arbeitsbedingungen, die eine gute Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit gewährleisten. Genau darauf sind auch Inhalte und Struktur der fünfjährigen Weiterbildungszeit ausgerichtet, in der die Studierenden mit den notwendigen physikalisch-technischen Fertigkeiten vertraut gemacht werden und in der das gesamte Ausbildungsprogramm auf Teamarbeit fokussiert. Die DEGRO-Akademie fördert die berufsbegleitende Fort- und Weiterbildung zum „Facharzt für Strahlentherapie“, definiert und aktualisiert inhaltliche Standards für die Facharzt-Weiterbildung und garantiert so eine exzellente kontinuierliche Ausbildungsqualität. Da Nacht- und Wochenenddienste mit Anwesenheitspflicht in der Regel nicht zum Alltag des Strahlentherapeuten gehören bietet die Radioonkologie besonders gute Möglichkeiten einer familienfreundlichen Arbeits- und Lebensorganisation.

Wer sich für das Fach interessiert, dem bietet sich ein vielfältiges Spektrum an Betätigungsmöglichkeiten. Die moderne Tumorbehandlung ist heute geprägt durch interdisziplinäre multimodale Behandlungskonzepte, die sich sehr stark an den individuellen Patientencharakteristika ausrichten. Etwa zwei Drittel der Krebspatienten werden im Verlauf der Erkrankung – präoperativ, postoperativ oder als alleinige Behandlungsform − mit einer Strahlentherapie behandelt. Bei vielen Tumoren haben sich die Heilungschancen durch die moderne Bildgebung und computergestützte Bestrahlungstechniken deutlich verbessert, oft bleibt dem Patienten mit der gezielten Bestrahlung eine radikale Operation sogar erspart. Die Radioonkologie hat damit einen großen Anteil an der stetigen Verbesserung bei der Versorgung von Krebspatienten aller Altersgruppen mit verschiedensten Tumoren, die kurativ oder palliativ behandelt werden.

Grundlage individueller Behandlungspläne der Strahlentherapie sind komplexe Bildverarbeitungs- und Dosisoptimierungsalgorithmen aus den Bilddaten der Röntgen-, Magnetresonanz (MRT)- und Positronen-Emissions-Tomographie (PET). „Wir arbeiten heute in der individuell auf den Patienten zugeschnittenen strahlentherapeutischen Behandlung mit dreidimensionaler computergestützter Bestrahlungsplanung und mit modernsten Methoden der Hochpräzisionsbestrahlung“, beschreibt Prof. Dr. Hans Christiansen, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Spezielle Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover und Sprecher der DEGRO-Akademie das Arbeitsumfeld des Strahlentherapeuten.
Ein wenig Technikbegeisterung und Interesse an digitaler Bildverarbeitung, Teilchenphysik und Künstlicher Intelligenz sind für den Strahlentherapeuten ebenso von Vorteil, wie Fingerspitzengefühl und soziale Kompetenz im Umgang mit den Patienten erforderlich sind. Denn, so betont Prof. Christiansen im gleichen Atemzug, „zu unserem Behandlungsauftrag gehört gleichermaßen, den Patienten die oft großen Sorgen und Ängste besonders vor der Strahlentherapie zu nehmen.“ Dieser, auch kommunikativen Herausforderung müssen sich Strahlentherapeuten bewusst sein.

Prof. Dr. Stephanie Combs, Klinik und Poliklinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie an der Technische Universität München (TUM) und Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO) ergänzt: „Welches Ziel der Patient auch immer hat, die Vermeidung einer Operation, eine möglichst wenig belastende Behandlung, die Verbesserung seiner Lebensqualität – das Hauptaugenmerk aller unserer Bemühungen liegt darauf, die Technik optimal für einen individuellen Behandlungsplan so zu nutzen, dass dieser den Wünschen des Patienten bestmöglich angepasst ist.“ Für diese individuellen Behandlungspläne werden optimale Strahlendosen berechnet, um gleichzeitig das tumorumgebende Gewebe maximal zu schonen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in der Krebsmedizin unabdingbar, wobei der Strahlentherapeut oft Koordinator ist. Er managt die Strahlen-, Chemo- und Immuntherapie, führt zudem psychoonkologische, schmerztherapeutische und weitere supportive Maßnahmen durch oder koordiniert sie und er kümmert sich um die Therapie der Nebenwirkungen sowie um die Nachbetreuung der Patienten und arbeitet dabei eng mit Strahlenbiologen, Medizinisch-Technischen Radiologieassistenten (MTRA), Medizinischen Fachangestellten (MFA) und Pflegenden zusammen. Neben Technikaffinität und Sozialkompetenz ist also auch Organisationstalent in dieser anspruchsvollen Fachrichtung gefragt.
Auch der Forschergeist kommt nicht zu kurz. Das Potenzial der Strahlentherapie sei längst nicht vollständig ausgeschöpft, so Prof. Combs. Dabei sind die biologischen Mechanismen der Nebenwirkungen im gesunden Gewebe nur eines der vielen noch zu bearbeitenden Forschungsfelder, die dem wissenschaftlichen Nachwuchs heute offenstehen. Die Optimierung der Strahlendosis oder Kombinationsmöglichkeiten von Chemo-, Hormon- und Strahlentherapie sind weitere Beispiele für die Herausforderungen der Zukunft in der Radioonkologie.

Zur kontinuierlichen Aktualisierung und Optimierung der Facharztweiterbildung und Forschung in der Radioonkologie, zur Stärkung der Interessen der jungen Ärztegeneration und um Sorge dafür zu tragen, dass gute Arbeitsbedingungen auch tatsächlich „gelebt“ werden, wurde 2014 in der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) die Arbeitsgemeinschaft „Junge DEGRO“ gegründet. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben sieht die jDEGRO in der Mitgestaltung der DEGRO-Jahrestagungen. Diese findet in diesem Jahr unter dem Motto „Qualität, Vernetzung und Sichtbarkeit“ vom 13. bis 16. Juni in Münster statt und wird auch damit dem Anspruch der jungen Generation gerecht. Neben für Studenten und Nachwuchswissenschaftler zugeschnittenen Formaten gibt es spezielle Veranstaltungen im Rahmen der DEGRO-Akademie zur Nachwuchsförderung. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Hans Christiansen befasst sich auf dem diesjährigen Kongress z. B. ein Symposium „Y/Z Generation“ (14.06., 14:15 Uhr, Grüner Saal) mit dem Weg zum Facharzt für Strahlentherapie/Radioonkologie, der wissenschaftlichen Forschung und klinischen Praxis in der Weiterbildung sowie mit neuen Herausforderungen an Tutoren in der Weiterbildung der Generation Y/Z. Was bewegt Berufsanfänger, junge Ärzte und Wissenschaftler, die in einer Welt der Globalisierung, Digitalisierung und unendlich vielen Lebensgestaltungsmöglichkeiten aufgewachsen sind? Welche Motivation brauchen sie? Wie muss deren Weiterbildungs-/Arbeitswelt aussehen, damit sie attraktiv und lebenswert erscheint? Wie gehen die X-Y-Z- und vorherige Generationen miteinander um, brauchen wir eine neue Kommunikations- und Führungskultur? Welche Rolle werden Hierarchien in Zukunft spielen? Die Themen lassen eine lebhafte Diskussion erwarten.

„Wir müssen uns den neuen Bedingungen in der Arbeitswelt stellen, wenn wir die Gunst der jungen Absolventen als zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen wollen“, so die Überzeugung von Prof. Christiansen.

Weitere Informationen Zur DEGRO-Jahrestagung 2019 finden Sie unter www.degro-jahrestagung.de

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