23. Weltkrebstag am 4. Februar 2023

Die Internationale Vereinigung gegen Krebs („Union Internationale Contre le Cancer“ – UICC) ruft seit 23 Jahren jährlich den Weltkrebstag aus. Das diesjährige Motto lautet „Versorgungslücken schließen“. Zur Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Krebs gehören neben Früherkennung, Diagnostik und Therapieangeboten auch Aufklärung, Information und der Abbau von Ängsten. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie möchte zum Aktionstag über das Thema Strahlentherapie informieren und dazu beitragen, bei Betroffenen, deren Angehörigen sowie in der ganzen Bevölkerung Vorbehalte auszuräumen.

Die Krebsfrüherkennung ist wichtig, doch leider lassen sich auch durch die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen nicht alle Tumorerkrankungen verhindern. Im Rahmen der demografischen Entwicklung rechnet das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland von 2015 bis 2030 mit einer Zunahme von Krebsneuerkrankungen um rund 23% [1]. Aktuell beträgt das Lebenszeitrisiko für eine Krebserkrankung bei Männern 49,3% und bei Frauen 42,3 % [1]. In der Todesursachenstatistik steht Krebs nach wie vor auf Platz 2 (nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen), dennoch sind die nach dem Alter berechneten Krebssterberaten im letzten Jahrzehnt bei Frauen um 11% und bei Männern um 17% zurückgegangen [2]. Dies liegt zum einen an der verbesserten Früherkennung, zum anderen an den Therapiefortschritten der modernen Medizin. Seit Jahrzehnten stellt dabei die Strahlentherapie neben Operation und medikamentöser Therapie (z. B. Chemotherapie) eine wichtige Therapiesäule dar.

Leider haben viele Menschen gegenüber der Strahlentherapie noch immer Vorbehalte, da „Strahlen“ oft noch mit diffusen Ängsten belegt sind. Da Strahlung weder zu sehen noch unmittelbar zu spüren ist, wird das Phänomen oft als unberechenbar und unkontrollierbar wahrgenommen. Dies trifft für den therapeutischen Einsatz heute keinesfalls mehr zu, denn seit dem Beginn der medizinischen Radiotherapie in den 1950er Jahren hat sich die Strahlentherapie zu einer Hochpräzisionstechnologie entwickelt. Sie wird durch modernste Techniken und anhand einer komplexen Bestrahlungsplanung millimetergenau appliziert: Der Tumor kann mit hohen Strahlendosen behandelt werden, während das umliegende, gesunde Gewebe weitgehend geschont bleibt, auch das Gewebe, durch das die Strahlen bis zum Zielgebiet hindurchgehen. So „entlädt“ sich die Strahlenenergie erst im Tumor und entfaltet ihre zerstörerische Wirkung.

Auch künstliche Intelligenz hält immer weiter Einzug und verbessert die Technologie, beispielsweise erfasst sie die Atemphasen und gleicht diese Bewegung aus. Der riesige Wissenszuwachs auf
dem Gebiet der Radioonkologie ermöglicht heute eine viel schonendere und nebenwirkungsärmere Behandlung. Das Ergebnis ist: Mit der Präzisionsbestrahlung lassen sich Tumoren oft in wenigen Sitzungen mit hohen Strahlendosen bestrahlen, ohne dass es zu schweren Nebenwirkungen kommt. Die Strahlentherapie ist damit sehr effizient und gleichzeitig viel nebenwirkungsärmer als andere Krebstherapien.

„Die Radiotherapie als eines der medizinischen Fächer, die in den vergangenen 20 Jahren besonders von innovativen Technologien profitiert haben, garantiert heute eine hocheffiziente Behandlung zur gezielten Zerstörung von Tumorzellen. Die sog. stereotaktische Therapie, bei der in wenigen Behand-lungssitzungen der Tumor mit hohen Dosen bestrahlt wird, belastet die Krebspatientinnen und -patienten weniger als andere Therapieformen“, erklärt Prof. Dr. Stephanie Combs, München, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO).

Von besonderer Wichtigkeit für die DEGRO ist am Weltkrebstag aber auch die Einbeziehung derer, die sich einer Krebstherapie unterziehen müssen, Stichwort „Shared Decision Making“. Häufig sind Menschen, meist unerwartet konfrontiert mit einer Krebsdiagnose, durch die vielen Informationen und detaillierten Erklärungen der einzelnen therapeutischen Verfahren überfordert, durch die Erkrankung verunsichert, haben Angst und zum Teil Vorurteile, wenn sie Begriffe wie Chemotherapie oder Bestrahlung hören. Deshalb ist die interdisziplinäre Beratung der Erkrankten über alle Therapieoptionen durch Ärztinnen und Ärzte aller beteiligten Fachgruppen essenziell. So sei es wichtig, dass die Betroffenen im Vorfeld, d.h. vor ihrer Therapieentscheidung, auch über radioonkologische Methoden (z. B. zu Konzepten einer Kombination von Strahlentherapie mit neuen Systemtherapeutika aus dem Bereich der Chemo- oder Immuntherapie) informiert werden. Gerade die Erfolgsaussichten der Radiotherapie können z. B. durch Anwendung einer Immuntherapie enorm verbessert werden, weil es Erkenntnisse gibt, dass die Strahlentherapie die Wirksamkeit moderner Medikamente wie Checkpointinhibitoren steigern kann.

Eine Herausforderung für die Radioonkologie als hochtechnisiertes Fach sei es jedoch immer noch, den Patientinnen und Patienten die Angst zu nehmen, dass sie bei einer Bestrahlung „einer Maschine ausgeliefert“ sind. Denn, so heißt es im Grußwort zum diesjährigen DEGRO-Kongress* „Die Strahlentherapie ist kein rein technisches Fach. Die heutige Technik macht es uns möglich, dass wir mehr Zeit für den Patienten haben, dass der Patient bei uns im Mittelpunkt steht“.

*29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie, 22. bis 24.6. 2023, Kongress Palais Kassel, https://www.degro-kongress.org

Quellen
[1] Krebs in Deutschland für 2017/2018. 13. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft
der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2021 ISBN 978-3-89606-309-0 DOI 10.25646/8353
[2] Deutsche Krebsgesellschaft. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/krebsfrueherkennung.html?source=about_page

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