Punktgenaue Strahlentherapie zerstört Tumoren der Vorsteherdrüse
Berlin/Wiesbaden, Juni 2011 – Der Krebs der Vorsteherdrüse, das Prostatakarzinom, lässt sich im Frühstadium auch ohne eine Operation heilen. So wird eine Strahlentherapie heute als gleichwertige Alternative zu einem chirurgischen Eingriff angesehen. Darauf weisen Experten der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) im Vorfeld ihrer 17. Jahrestagung hin, die vom 2. bis zum 5. Juni 2011 in Wiesbaden stattfindet. Die Strahlentherapie des Prostatakarzinoms ist ein Themenschwerpunkt des Kongresses.
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 49.000 Männer an einem Prostatakarzinom. Dank des PSA-Tests (prostataspezifisches Antigen) wird die Erkrankung häufig sehr frühzeitig entdeckt. „Lange Zeit standen die Patienten vor der schweren Entscheidung, sich einer Operation zu unterziehen oder nicht”, berichtet DEGRO-Präsidentin Professor Dr. med. Rita Engenhart-Cabillic, Direktorin der Abteilung für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg. Bei dem Eingriff, der sogenannten radikalen Prostatektomie, entfernen die Ärzte die gesamte Vorsteherdrüse mit den benachbarten Samenblasen.
In den letzten Jahren hat sich die Strahlentherapie zu einem gleichwertigen Behandlungsansatz entwickelt. Während die Operationsmethoden im Wesentlichen dieselben geblieben sind, wurden bei der Strahlentherapie große Fortschritte erzielt. Üblich ist heute eine dreidimensionale konformale Strahlentherapie. Dabei lokalisieren die Radioonkologen die vom Krebs befallenen Bereiche der Vorsteherdrüse zunächst mithilfe einer Computertomografie. Im Anschluss daran lenken moderne Geräte die Strahlen aus mehreren Richtungen punktgenau auf den Tumor. „Durch die hochpräzise Fokussierung
bleibt das umgebende Gewebe weitgehend verschont. Deshalb können wir bei diesem Verfahren auch die Strahlendosis beträchtlich erhöhen. Und damit steigen wiederum die Heilungschancen für die Patienten“, erklärt Engenhart-Cabillic.
Immer mehr Patienten entscheiden sich mittlerweile auch für eine Brachytherapie. Bei dieser Form der Strahlentherapie werden Implantate von der Größe von Reiskörnern minimal-invasiv in die Prostata eingebracht. Durch eine gleichzeitige Ultraschalluntersuchung gelingt eine genaue Positionierung dieser „Seeds“, die ihre therapeutische Dosis nur in unmittelbarer Umgebung abgeben. „So zerstören die Strahlen ganz gezielt die Tumorzellen, das umgebende Gewebe dagegen bleibt erhalten”, sagt Professor Dr. med. Franz-Josef Prott, Kongresspräsident und Radioonkologe in der Gemeinschaftspraxis Radiologie und Strahlentherapie am St. Josefs-Hospital in Wiesbaden. Für die Angehörigen des Patienten bestehe kein Strahlenrisiko.
Ein Vorteil der Brachytherapie ist die kurze Dauer des Eingriffs von nur ein bis zwei Stunden. Zudem kann die Implantation der Seeds auch ambulant erfolgen und die Patienten müssen danach keine langen Schonzeiten einhalten. Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt die Therapie für Patienten mit einem begrenzten Krebsbefall der Prostata. Die Ergebnisse seien hier der äußeren Bestrahlung und der Operation absolut gleichwertig, betont Prott: „Die bisherigen Erfahrungen mit bis zu 15 Jahren Nachbeobachtung sind exzellent.“
Zur Strahlentherapie:
Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, so dass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.
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