Veraltete Vorurteile
Die meisten Menschen verknüpfen mit Strahlen etwas Unheimliches oder Bedrohliches. So kommen viele Patienten mit falschen Vorstellungen und oft auch Vorurteilen in die Strahlentherapie. Der Öffentlichkeit ist viel zu wenig bewußt, daß zahllose Menschen nach Überstehen der Krebserkrankung ihr Leben auch der Strahlentherapie zu verdanken haben.
Heilungschancen
Die moderne Strahlentherapie bzw. Radioonkologie ist eine tragende Säule der Krebstherapie. Etwa 45 - 50% aller Krebskranken (Erwachsene, Kinder) können heute geheilt werden. Von den geheilten Personen haben ca. 50 - 60% im Rahmen der primären, auf Heilung abzielenden Behandlung eine Strahlentherapie erhalten. Die Strahlenbehandlung wurde entweder als alleinige Behandlungsform oder in Kombination mit einem operativen Eingriff oder einer Chemotherapie durchgeführt.
Rückgewinn an Lebensqualität
Darüber hinaus spielt die Strahlentherapie in der palliativen, d.h. symptomenlindernden Krebsbehandlung eine bedeutende Rolle. Viele nicht mehr heilbare Patienten profitieren von der Lebensverlängerung, der Schmerzbeseitigung oder der Wiederherstellung von Körperfunktionen (z.B. Gehfähigkeit, Schluckfunktion). Das Tumorleiden ist in diesen Fällen als eine chronische Erkrankung anzusehen, die immer wieder mit sinnvollen Therapiemaßnahmen behandelt werden muß.
Wirkungsweise der Strahlentherapie
Die Strahlenbehandlung wirkt indem die Strahlen die Tumorzellen vernichten. Um möglichst alle vorhandenen Tumorzellen abzutöten, bedarf es einer bestimmten Strahlendosis. Je nach Tumorart und individueller Krankheitssituation muß u.U. auch eine hohe Gesamtdosis gegeben werden. Dies bedeutet, daß die Strahlenbehandlung einen längeren Zeitraum einnimmt.
Schonung gesunden Gewebes
Die Strahlentherapie stellt, vergleichbar mit einem chirurgischen Eingriff, eine lokale Therapiemaßnahme dar, welche sich hinsichtlich der Wirkung und möglichen Nebenwirkung im wesentlichen auf die behandelte Körperregion beschränkt und sich damit von einer systemischen Therapie (z.B. Chemotherapie) unterscheidet. Ein wichtiges Grundprinzip der Strahlentherapie besteht darin, daß sie im allgmeinen über einen Zeitraum von mehreren Wochen fraktioniert durchgeführt wird. Durch das Einstrahlen von jeweils einer kleinen Dosisportion pro Tag erreicht man eine Schonung des gesunden, den Tumor umgebenden Gewebes.
Effektiver und präziser Geräteeinsatz
Die Art und das Stadium der Tumorerkrankung bestimmen die Größe des zu bestrahlenden Körpervolumens und die Höhe der Strahlendosis, die über den Gesamtzeitraum der Strahlentherapie gegeben wird. Von Bedeutung für die Strahlentherapie ist auch die gerätetechnische Ausstattung. Die modernen Systeme der Bestrahlungsplanung und die hoch entwickelten Linearbeschleuniger ermöglichen eine Therapie von großer Präzision und Effektivität mit hochenergetischen Röntgenstrahlen (Photonen) oder Elektronen.
Planbare Strahlendosis
Die Strahlentherapie ist eine Behandlungsmethode, die mit physikalischen Methoden genau zu planen und auch präzise zu beschreiben ist. Für die Bestrahlung kann exakt berechnet werden, welche Strahlendosis in welcher Körperregion aufgenommen wird.
Stereotaktische Strahlentherapie / Radiochirurgie
Unter stereotaktischer Strahlentherapie oder Radiochirurgie versteht man die hochpräzise und stereotaktisch geführte Strahlenbehandlung mit einer einzigen sehr hohen Dosis oder wenigen hohen Dosen im Krankheitsherd. Bei der Durchführung dieser technologisch sehr anspruchsvollen Form der Behandlung mit Strahlen dringen die Strahlenbündel entsprechend der computergestützten Planung aus vielen unterschiedlichen Richtungen von außen in den Körper ein. Entlang dem jeweiligen Strahl ist die Strahlendosis so gering, daß das durchstrahlte, gesunde Gewebe keinen Schaden nimmt. Im Krankheitsherd treffen sich die vielen Strahlen wie in einem Brennpunkt. Hier summieren sich die vielen kleinen Strahlendosen zu einer hohen Dosis auf. Die Behandlung wird grundsätzlich in Kooperation zwischen Strahlentherapeuten und Neurochirurgen durchgeführt. Etablierte Indikationen sind bestimmte Blutgefäßveränderungen des Gehirns (arteriovenöse Malformationen), solitäre Hirnmetastasen und Akustikusneurinome. Als experimentell ist die Indikation bei folgenden Erkrankungen anzusehen: Meningeome, Hypophysentumoren, Craniopharyngeome, primäre Hirntumoren (hochgradige Gliome). Die Behandlung ist in der Regel wenig belastend und kann unter ambulanten Bedingungen erfolgen.