In Kürze wird die neue Ärztliche Approbationsordnung 2025 (ÄApprO) von dem Bundesrat verabschiedet und in den kommenden Monaten schrittweise von den einzelnen Fakultäten umgesetzt werden. Die Weiterentwicklung des Medizinstudiums beinhaltet im Wesentlichen eine Ausrichtung vom faktenbasierten zum kompetenzbasierten Lernen und legt den Fokus auf eine praxisnahe, longitudinale und fachübergreifende Ausbildung. Die Radioonkologie und Strahlentherapie ist ein wichtiger Bestandteil in der therapeutischen Onkologie und hat sowohl klinisch als auch epidemiologisch eine große gesundheitspolitische Bedeutung. Sie sollte daher in der medizinischen Ausbildung angemessen berücksichtigt werden.
Im aktuellen Entwurf der ÄApprO ist die Strahlentherapie integriert in das Querschnittsfach „Bildgebende Verfahren, Strahlenbehandlung, Strahlenschutz“ und findet sowohl im NKLM als auch im Kompetenzorientierten Gegenstandskatalog Medizin (GK) kaum explizite Erwähnung als Einzelfach. Aufgrund der noch ausstehenden konkreten Ausgestaltung des NKLM und der konkreten Umsetzung des longitudinalen Curriculums, welche den jeweiligen medizinischen Fakultäten obliegt, sind Umfang, Positionierung und Umsetzung der strahlentherapeutischen Lehre noch offen. Angesichts einer relativ strikt festgelegten Anzahl an Gesamtunterrichtseinheiten, des longitudinalen Curriculumaufbaus und der weitgehenden Loslösung von Unterrichtsfächern könnten sich die ohnehin bekannten Verteilungsdebatten der einzelnen Fachvertreterinnen und -vertreter um einen größtmöglichen Anteil an Unterrichtseinheiten an den Fakultäten womöglich noch verstärken.
Allerdings ergeben sich aufgrund der themenbezogenen Lehre sowie des Fokusses auf Kompetenzschaffung und des damit verbundenen Wegfalls der klaren Zuordnung von Thematiken zu konkreten Fächern (z. B. Rektumkarzinom zur Chirurgie) für die interdisziplinär stark vertretene Radioonkologie auch weitreichende Möglichkeiten der Teilnahme im neuen Curriculum. Insbesondere im Themenkreis der im NKLM und im GK zumeist sehr stark gewichteten häufigsten Tumorentitäten, der ärztlichen Gesprächsführung, der Grundlagenwissenschaften und natürlich im Bereich des Querschnittsfaches (QS) Bildgebung entstehen vielversprechende Integrationsmöglichkeiten der strahlentherapeutischen Lehre. Daher sollten wir diese Neuordnung der medizinischen Lehre als große Chance für unseren Fachbereich begreifen und uns entsprechend aktiv an den Ausgestaltungsprozessen der Lehrkataloge und Curricula beteiligen.