AG Nebenwirkungen und Supportive TherapieAG Nebenwirkungen und Supportive Therapie AG Nebenwirkungen und Supportive Therapie AG Nebenwirkungen und Supportive Therapie
  • Über uns
    • Vorstand
  • Aktuelles
  • Journal Club
  • Downloads und Links
  • Mitglieder
  • Über uns
    • Vorstand
  • Aktuelles
  • Journal Club
  • Downloads und Links
  • Mitglieder

Journal Club

  • Startseite
  • Journal Club
  • CBD-Öl zeigt keine Verbesserung bezüglich Lebensqualität, depressiven Symptomen oder Angst gegenüber Placebo bei palliativen Krebspatient:innen

CBD-Öl zeigt keine Verbesserung bezüglich Lebensqualität, depressiven Symptomen oder Angst gegenüber Placebo bei palliativen Krebspatient:innen

  • Beitrag von DEGRO
  • Kategorien Journal Club
  • Datum 3. Juli 2023
  • Comments 0 comment

Vor dem Hintergrund der weltweit zunehmenden Liberalisierung, dem wachsenden Interesses an medizinischen Anwendungsmöglichkeiten und der öffentlichen Debatte über Cannabis und Cannabinoide wird deren Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie wie auch der Palliativmedizin aufgrund der limitierten Datenlage kontrovers diskutiert. Insbesondere die zwei Cannabinoide, Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), die sich ihrer psychoaktiven Eigenschaften unterscheiden werden aktuell untersucht. CBD hat im Gegensatz zur THC keine psychoaktiven Eigenschaften. Es interagiert mit dem Endocannabinoid-System des Körpers und wird zur Linderung von Schmerzen, Appetitsteigerung sowie Schlafstörungen angewandt. In Deutschland sind CBD-Produkte erlaubt, solange sie nicht als Nahrungsergänzungsmittel missbraucht werden und einen THC-Gehalt von unter 0,2 % aufweisen. Das gilt für Öl, Cremes, Gel und andere Kosmetik-Produkte.
Ein systematisches Review aus 6 randomisierten Studien untersuchte die Auswirkungen von Cannabinoiden auf den Appetit [1]. Hier zeigten Cannabinoide keinen Einfluss auf Appetit, die orale Aufnahme und die appetit-bezogene Lebensqualität zu haben.
In der vorgestellte Studie wird die Einnahme von CBD-Öl über einen Zeitraum von 14 bzw. 28 Tagen gegenüber Placebo zur Symptomkontrolle bei palliativen Patient:innen untersucht. Primärer Endpunkt der Studie war der Wert des Edmonton Symptom Assessment Systems (ESAS) am Tag 14. Weiterhin wurden sekundäre Endpunkte wie individuelle Symptom-Scores, Opioddosis, depressive Symptome, Angst, Lebensqualität und Nebenwirkungen untersucht.

Hardy, Janet, Ristan Greer, Georgie Huggett, Alison Kearney, Taylan Gurgenci, and Phillip Good. „Phase IIb Randomized, Placebo-Controlled, Dose-Escalating, Double-Blind Study of Cannabidiol Oil for the Relief of Symptoms in Advanced Cancer (MedCan1-CBD).“ Journal of Clinical Oncology (2022): 41:1444-1452.

Methodik und Ergebnisse

Im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten Phase-IIb Dosiseskalationsstudie wurden 144 Patient:innen an 5 Krebszentren in Südost Queensland (Australien) untersucht [2]. Auswertbar nach Per-Protokoll-Analyse für den primären Endpunkten waren 121 (84%) Patient:innen, die in den CBD-Arm (n=58) bzw. Placebo (n=63) randomisiert wurden. Für den Studieneinschluss mussten die Patient:innen über 18 Jahre sein und ein fortgeschrittene Krebserkrankung aufweisen. Weiterhin wurde ein negativer THC-Urintest sowie ein modifizierter Karnofsky-index von ≥30% und eine Symptomlast mittels ESAS ≥10/90 (mit einem Symptom ≥ 3) gefordert. Psychiatrische Erkrankung inkl. Suchterkrankung, sowie eine onkologische Therapie (Chemo- oder Strahlentherapie) weniger als 7 Tage vor Studienbeginn waren Ausschlusskriterien.
Alle Patient:innen erhielten eine palliative Versorgung nach Definition des australischen Konsensus und wurden zufällig entweder einer Behandlungsgruppe mit CBD-Öl (100 mg/mL) oder einer Kontrollgruppe mit identischen Placebo-Öl-Flaschen zugewiesen [3].
Das CBD-Öl der GD Pharma Ltd wurde nach Reinheitsnachweis verwendet. Eine Dosisanpassung der CBD-Kohorte erfolgte alle drei Tage über 14 Tage von 0,5 mL (≙50mg CBD) einmal täglich bis hin zu 2 mL (≙200mg CBD) dreimal täglich oral, soweit den Patient:innen vertragen wurde. Diese Dosis konnte für weitere 2 Wochen lang auf der ausgewählten Dosis zu bleiben (insgesamt 28 Tage). Telefonische Bewertungen von Wirksamkeit und Nebenwirkungen sowie zur Dosisanpassung wurden in den ersten beiden Wochen alle 3-4 Tage durchgeführt, wobei medizinische Untersuchungen vor Ort zu Beginn sowie am Tag 14 und 28 stattfanden. Aufgrund der Beschränkungen durch die COVID-19 Pandemie konnten die Untersuchengen an den Tagen 7, 21 und 56 telefonisch durchgeführt werden. Als primärer Endpunkt wurde der Baselinewert des ESAS mit Tag 14 verglichen. Hier zeigte sich eine Veränderung des ESAS von -6,2 (Standardabweichung (SD):14.5) für Placebo und -3,0 (SD:15,2) für CBD, der jedoch nicht signifikant zwischen den Gruppen war (p = 0,24). Es zeigte sich kein Unterschied in den Ansprechraten (Placebo: 37 von 63 [58,7%], CBD: 26 von 58 [44,8%], p = 0,13). Alle Symptomitems des ESAS verbesserten sich im Studienverlauf ohne jedoch Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt zu können. Die mediane CBD-Dosis der Studienteilnehmer:innen betrug 400 mg pro Tag, ohne Korrelation zur Opioiddosis. Es wurde kein nachweisbarer Effekt von CBD-Öl auf die Lebensqualität, depressive Symptome oder Ängste festgestellt. Die unerwünschten Ereignisse unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen, abgesehen von Atemnot, die bei CBD häufiger auftrat (p = 0,04). Die meisten Teilnehmer berichteten, dass sie sich am Tag 14 (53% CBD und 65% Placebo) und 28 (70% CBD und 64% Placebo) besser oder viel besser fühlten.

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Tabelle mit detaillierten Angaben zu Methodik und Ergebnissen der Studie

Kommentar

In dieser qualitativ hochwertigen randomisierten Phase-2 Studie wurde die Anwendung von CBD-Öl bei palliativen Patient:innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung zur Symptomkontrolle sowie auf Veränderung der Opioddosis, depressiven Symptomen, Angst, Lebensqualität und auftretenden Nebenwirkungen gegenüber Placebo untersucht. Beide Patientenarme zeigten eine ausgeglichene Verteilung bzgl. Symptomlast und relevanten Patientencharakteristiken (Alter, Geschlecht, Grunderkrankung, Opioddosis) bei Randomisation. Die Verblindung erfolgte gegenüber Patient:innen wie auch Ärzte:innen und Untersucher:innen und Ausschluss einer Identifikation durch Geschmack, Farbe oder Flaschengrösse. Aufgrund von Noncompliance wurde jeweils ein Patient:in pro Studienarm ausgeschlossen.
Die Untersuchung der medizinischen Anwendung von Cannabioiden u.a. CBD wird vor allem durch die öffentliche Debatte über Cannabis und Cannabinoide und der zunehmenden Liberalisierung vorangetrieben. Aktuell kann THC als ölige Lösung, Kapseln oder Tropfen in Deutschland verordnet werden (Dronabinol). CBD ist ebenfalls als Tropfen verfügbar. Weiterhin wurde synthetisches Cannabinoid Nabilon für die Anwendung bei chemotherapiebedingter Übelkeit zugelassen [4]. Als weiteres Anwendungsgebiet ist ein Mundspray mit dem Wirkstoff Nabixomols (enthält THC und CBD) bei Spastiken bei Multipler Sklerose zugelassen [5].
Die hier vorgestellte Studie stellt ein Folgeprojekt einer unizentrischen prospektiven zweiarmigen offenen Pilotstudie, die die Wirksamkeit steigender Dosen von CBD- und THC-Öl auf tumorbedingte Symptome bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen untersucht, dar [6]. Die Patient:innen nahmen eine mittlere maximal tolerierte Dosis von 300 mg/Tag CBD (Bereich 100-600 mg) bzw. 10 mg/Tag THC (Bereich 5-30 mg) ein. Hier zeigte sich ein Therapieansprechen (≥6 Punkte Reduktion des TSDS (total symptom distress scores) bei 9 von 21 Patient:innen (43%). Die häufigste beobachtete Nebenwirkung war Schläfrigkeit.
In der aktuellen Studie konnte keine Verbesserung der Symptomlast über Placeboeffekt hinaus gezeigt werden [2]. Es zeigte sich auch kein Unterschied in den Therapieansprechraten (Placebo: 37 von 63 [58,7%], CBD: 26 von 58 [44,8%], p = 0,13). Weiterhin wurde kein nachweisbarer Effekt von CBD-Öl auf die Lebensqualität, depressive Symptome oder Ängste gegenüber Placebo festgestellt. Im Gegensatz zur Studie von Good et al. zeigte sich eine signifikante Zunahme von Dyspnoe bei CPD-Einnahme (p = 0,04) [2, 6]. Erfreulicherweise berichteten die Studienpatient:innen, dass sie sich am Tag 14 (53% CBD und 65% Placebo) und 28 (70% CBD und 64% Placebo) besser oder viel besser fühlten.
Insgesamt ist die Bilanz von CBD als negativ zu betrachten und rechtfertigt nicht den Einsatz von CPD-Produkten bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen bezüglich Symptomkontrolle, Lebensqualität, depressiven Symptomen oder Angst.

Literatur

1. Johnson S, Ziegler J, August DA (2021) Cannabinoid use for appetite stimulation and weight gain in cancer care: Does recent evidence support an update of the European Society for Clinical Nutrition and Metabolism clinical guidelines? Nutrition in clinical practice 36:793–807
2. Hardy J, Greer R, Huggett G, Kearney A, Gurgenci T, Good P (2022) Phase IIb Randomized, Placebo-Controlled, Dose-Escalating, Double-Blind Study of Cannabidiol Oil for the Relief of Symptoms in Advanced Cancer (MedCan1-CBD). Journal of Clinical Oncology JCO: 41:1444-1452.
3. Ferrell BR, Twaddle ML, Melnick A, Meier DE (2018) National consensus project clinical practice guidelines for quality palliative care guidelines. Journal of palliative medicine 21:1684–1689
4. Alderman B, Hui D, Mukhopadhyay S, Bouleuc C, Case AA, Amano K, Crawford GB, de Feo G, Sbrana A, Tanco K (2023) Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC) expert opinion/consensus guidance on the use of cannabinoids for gastrointestinal symptoms in patients with cancer. Supportive Care in Cancer 31:39
5. Conte A, Vila Silván C (2022) Review of available data for the efficacy and effectiveness of nabiximols oromucosal spray (Sativex®) in multiple sclerosis patients with moderate to severe spasticity. Neurodegenerative Diseases 21:55–62
6. Good PD, Greer RM, Huggett GE, Hardy JR (2020) An open-label pilot study testing the feasibility of assessing total symptom burden in trials of cannabinoid medications in palliative care. Journal of palliative medicine 23:650–655

  • Tweet
  • Pinterest
degro

Previous post

Prophylaxe der oralen Mukositis – weitere Daten zu Zink
5 Mai, 2023

Next post

Bakterielle Dekolonisierung führt zur Reduktion von Strahlendermatitis bei Brustkrebspatientinnen
18 Oktober, 2023

Leave A Reply Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Neueste Beiträge

  • RRx-001 reduziert therapie-assoziierte Nebenwirkungen bei Kopf-Hals-Tumorpatienten, die eine Radiochemotherapie erhalten
  • Wirksamkeit von Streptococcus salivarius K12 auf die orale Mukositis bei Patienten unter Bestrahlung der Kopf-Hals-Tumoren
  • Wirksamkeit von Aerobic- und Tai Chi-Interventionen auf die Schlafqualität bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
  • Hyperbare Sauerstofftherapie bei Spätfolgen nach Brustkrebstherapie
  • Proof of Principle: Schonung der Schluckorgane reduziert kurzfristig die Dysphagie

Neueste Kommentare

    Archive

    • Dezember 2024
    • September 2024
    • Juli 2024
    • Mai 2024
    • Februar 2024
    • Dezember 2023
    • Oktober 2023
    • Juli 2023
    • Mai 2023
    • April 2023
    • März 2023
    • Februar 2023
    • Januar 2023
    • November 2022
    • Oktober 2022
    • September 2022
    • August 2022
    • Juli 2022
    • Juni 2022
    • Mai 2022
    • April 2022
    • März 2022

    Kategorien

    • Journal Club

    Meta

    • Registrieren
    • Anmelden
    • Feed der Einträge
    • Kommentare-Feed
    • WordPress.org

    Impressum

    Datenschutzerklärung

    Zur DEGRO

    Privatsphäre

    Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.
    Geschäftsstelle: Reinhardtstr. 47, 10117 Berlin
    Telefon: +49 30 8441 9188+49 30 8441 9188
    Telefax: +49 30 8441 9189
    E-Mail: office@degro.org

    Copyright © 2025 Degro