Strahlenbiologie – von molekularen Mechanismen zur klinischen Anwendung
Strahlenbiologie bedeutet zum einen die Erforschung der grundlegenden Wirkungen ionisierender Strahlung, zum anderen die Übertragung dieser Erkenntnisse in die klinische Praxis.
Aktuelle Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass Strahlung weit über die DNA-Schädigung hinaus wirkt: Sie beeinflusst vielfältige zelluläre und nicht-zelluläre Strukturen in Tumoren und Normalgeweben. Heute verstehen wir immer besser, welche molekularen Schadensmuster auftreten und wie deren Ausmaß bestimmt wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Signaltransduktion, die neben DNA-Reparatur auch Zellüberleben, Wachstum, Migration und Differenzierung reguliert – Prozesse, die dosisabhängig durch ionisierende Strahlung moduliert werden.
Zunehmend rückt das komplexe Zusammenspiel unterschiedlicher Zelltypen im Tumormikromilieu in den Fokus. Daraus haben sich neue Forschungsfelder entwickelt, insbesondere zu Tumormikroumgebung, Immunsystem und biologischem Targeting. Die experimentelle Radioonkologie arbeitet dabei eng mit Molekularbiologie, Genetik, Biochemie und Immunologie zusammen und ist ein zentraler Partner translationaler Forschung.
Translationale Forschung – Brücke zwischen Labor und Klinik
Die Weiterentwicklung und Optimierung von Krebstherapien erfordert eine enge Zusammenarbeit von Klinikern und Strahlenbiologen. Translationale Forschung lebt vom bidirektionalen Wissenstransfer zwischen Laborbank und Krankenbett.
Ziel ist es, die Krebstherapie zunehmend zu personalisieren: Molekulare Tumorprofile sollen das individuelle Therapieansprechen und mögliche Normalgewebsreaktionen vorhersagen. Darauf aufbauend werden innovative Konzepte entwickelt, etwa die Kombination von Strahlentherapie mit gezielten molekularen („targeted“) Ansätzen. Auch die Rolle der biologischen Individualisierung in Verbindung mit Protonen- und Teilchenbestrahlung ist Gegenstand intensiver aktueller Forschung.